Erfahrungsbericht: Wärmerückgewinnung durch Nutzung interner Energieüberschüsse

Projektstart: Wärmerückgewinnung als Lösung für überschüssige Prozesswärme

Am Standort unseres Kunden Indulor bestand in mehreren Produktionsbereichen ein Optimierungspotenzial zwischen verfügbarer und benötigter Wärmeenergie.. Während z. B. im Bereich der Thermoölanlage überschüssige Prozesswärme zur Verfügung stand, benötigten andere Prozesse gleichzeitig Wärme – insbesondere für die Erwärmung von Vorlagewasser für Reaktoren.

Ziel war es, eine maßgeschneiderte Lösung zur Wärmerückgewinnung zu entwickeln, bei der die überschüssige Energie gezielt genutzt werden kann, anstatt diese ungenutzt abzuführen. Die Konzeptidee:

Über einen Sekundärkreislauf soll die überschüssige Wärme aus der Thermoölanlage ausgekoppelt und in einem Schichtspeicher auf Prozesswasser übertragen werden. Dieses vorgewärmte Wasser steht dann als Vorlage für die Reaktoren zur Verfügung – und spart so sowohl Dampf als auch Erdgas.

Um die Machbarkeit dieser Lösung zu prüfen, wurde eine Konzeptplanung beauftragt. Aufgrund unvollständiger Datenlage mussten zunächst Bilanzgrenzen definiert und Messdaten ergänzt oder geschätzt werden, bevor die weitere Planung erfolgen konnte.

Vorgehen: Planung der Wärmerückgewinnung mit Bilanzierung, Scanning und 3D-Modell

Ausgehend von der Konzeptidee wurde im Rahmen der Entwurfsplanung die Wärmeverfügbarkeit bilanziert – in drei Lastfällen:

  • minimale
  • durchschnittliche
  • maximale Wärmeverfügbarkeit

Dies war notwendig, da der Wärmeüberschuss prozessbedingt schwankt. Auf dieser Basis wurden die Hauptapparate grob ausgelegt, die Betriebsgrenzen ermittelt und ein erstes Aufstellungskonzept für die neue Wärmerückgewinnung erstellt.

Besonderheiten:
Im Bereich der Thermoölanlage herrschen sehr beengte Platzverhältnisse. Um die Integration der neuen Technik präzise planen zu können, wurde die vorhandene Anlage während des laufenden Betriebs mittels Laserscan erfasst – unter Berücksichtigung des Explosionsschutzes. Das Freimessen erfolgte mit mobilen Gasdetektoren.

Warum Wärmerückgewinnung wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist

Wärmerückgewinnung bedeutet, Energie, die im Prozess ohnehin anfällt, gezielt weiterzuverwenden – z. B. zum Erwärmen von Prozesswasser oder als Energiequelle für andere Anlagenbereiche.

Das reduziert:

  • Dampf- und Gasverbrauch
  • Kosten
  • CO₂-Emissionen

Und verbessert gleichzeitig:

  • die Anlageneffizienz
  • die Verfügbarkeit von Medien
  • den Gesamtwirkungsgrad

Besonders in Anlagen mit stark variierenden Lasten oder eingeschränkten Platzverhältnissen bietet ein gut geplantes Wärmerückgewinnungssystem eine wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Lösung.

Eingesetzte Tools und Software:

  • Laserscanner zur Erfassung der Bestandsanlage
  • MS Office zur Bilanzierung und Wirtschaftlichkeitsrechnung
  • AutoCAD Plant P&ID und Plant 3D zur Planung und Visualisierung

Ergebnisse: Effiziente Wärmerückgewinnung trotz variabler Lasten und Platzmangel

Die durchgeführte Entwurfsplanung hat die technische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit der Wärmerückgewinnung bestätigt. Die ursprüngliche Konzeptidee konnte validiert und sinnvoll erweitert werden.

Konkret erreicht wurde:

  • Eine detaillierte Wärmebilanz unter realistischen Betriebsbedingungen
  • Ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept mit voraussichtlicher Amortisationszeit von ca. 11 Jahren
  • Ein Schichtspeichersystem, das die Energie effizient puffert und platzsparend integriert wurde
  • Eine deutliche Entlastung der bestehenden Dampferzeugung und Kühlwasseranlagen

Zentrale Herausforderungen:

  • Teilweise fehlende Messdaten, die durch sinnvolle Annahmen auf Basis vergleichbarer Prozesse ersetzt wurden
  • Ein Batch-Betrieb, der eine kontinuierliche Wärmenutzung erschwert – gelöst durch einen zentralen Pufferspeicher
  • Die engen Platzverhältnisse im Brownfield – gelöst durch präzise 3D-Erfassung und digital simulierte Aufstellkonzepte

Empfehlungen: Worauf es bei der Planung von Wärmerückgewinnungsanlagen ankommt

Was sich bewährt hat:

  • Die Möglichkeit, in diesem konkreten Anwendungsfall kostengünstige GFK-Behälter anstelle von Edelstahl einzusetzen
  • Der Einsatz eines Schichtspeichersystems, das trotz Platzmangel eine flexible Wärmenutzung ermöglicht

Empfehlungen für vergleichbare Projekte:

  • Eine vollständige Wärmebilanz ist essenziell – inklusive der Analyse der Prozessgleichzeitigkeiten
  • Die Bilanzgrenzen sollten praxisnah gewählt werden, insbesondere bei komplexen Bestandsanlagen
  • Mögliche zukünftige Umbauten innerhalb des Bilanzraums sollten frühzeitig mitgedacht werden

Grundlagen: Wie funktioniert eine Wärmerückgewinnung in der Prozessindustrie?

Bei einer Planung zur Wärmerückgewinnung werden zunächst alle Energie- und Stoffströme im Prozess analysiert. Dabei wird erfasst, wo überschüssige Wärme entsteht – und wo sie im Prozess sinnvoll genutzt werden kann.

In diesem Projekt:

  • wurden zunächst alle relevanten Betriebsdaten gesammelt bzw. durch sinnvolle Annahmen ergänzt
  • entstand auf dieser Basis eine belastbare Bilanz
  • wurden Hauptapparate definiert, skizziert und in ein Konzept überführt
  • erfasste man per Laserscan die reale Einbausituation, um die Integration exakt planen zu können

Das Ergebnis ist eine praxisnahe Planung, mit der Energie effizient zurückgewonnen und bestehende Systeme gezielt entlastet werden können.

Interesse an einer individuellen Lösung zur Wärmerückgewinnung?

Wir unterstützen Sie von der Bilanzierung über die Planung bis zur Integration – auch unter engen Platzverhältnissen und im laufenden Betrieb.

Nehmen Sie jetzt ganz einfach Kontakt zu uns auf. Wir freuen uns auf Sie!

 FAQ zur Wärmerückgewinnung in Industrieanlagen

Die Amortisationszeit hängt vom Einsparpotenzial bei Energie- und Betriebskosten ab. In diesem Projekt lag sie bei rund 11 Jahren – ein realistischer Zeitraum für dezentrale Anlagen mit mittlerem bis hohem Energieeinsatz. Bereits mittelfristig kann sich die Investition also wirtschaftlich lohnen.

Ja, besonders dann, wenn Wärme nicht kontinuierlich, sondern nur in Chargen (z. B. im Batchbetrieb) anfällt, können Schichtspeicher und Pufferspeicher helfen, die Energie zwischenzuspeichern. Im Schichtspeicher wird die Wärme übertragen und im Pufferspeicher das erwärmte Wasser zwischengespeichert. Das erhöht die Flexibilität und Verfügbarkeit der Wärmequelle deutlich.

Grundvoraussetzungen sind:

  • eine belastbare Wärmebilanz (Quellen und Senken)
  • Klarheit über die Prozessgleichzeitigkeiten
  • ausreichend Platz für Speicher und Technik (ggf. Brownfield-Check per 3D-Laserscan)

Je mehr dieser Daten im Vorfeld vorliegen, desto effizienter und zielgerichteter kann geplant werden.

Wir nutzen:

  • MS Excel / Office für Bilanzierung und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
  • AutoCAD Plant 3D und Plant P&ID für Anlagenplanung
  • 3D-Laserscanner zur exakten Bestandsaufnahme im Brownfield

Das ermöglicht eine durchgängige Planung vom Konzept bis zur Aufstellung.

Typische Effekte:

  • Energieeinsparung (z. B. bei Dampf, Erdgas, Heizöl)
  • geringere Betriebskosten
  • Entlastung bestehender Systeme wie Dampferzeugung und Kühlkreisläufen
  • schneller verfügbare Prozessmedien, z. B. vorgewärmtes Reaktorwasser
  • Beitrag zur Nachhaltigkeit und CO₂-Reduktion

Ja, gerade in bestehenden Anlagen ist das Potenzial oft besonders hoch. Durch präzises Laserscanning und digitale Modellierung lassen sich auch unter beengten Bedingungen wirtschaftliche Lösungen integrieren – ohne den laufenden Betrieb zu stören.